Aber kann
jemandem Arbeit überhaupt ein Bedürfnis sein? Sehen wir uns
gründlich um, fallen uns Leute auf, die auch ohne den ganzen
Kommunismus-Kram wirklich Arbeiten gehen, weil sie das, was sie da
machen, gern machen. Ich spitze das sogar noch zu: Es gibt auch in
der Gegenwart zwar wenige, aber doch einige Firmen, die sich sogar
eine Arbeitsorganisation leisten, als hätten sie schon den
Kommunismus erreicht. Im Wesentlichen kommen und gehen die
Mitarbeiter dort wie sie wollen.
Das
Ganze nennt sich Holacracy. Das ist der Name für eine in bestimmten
„kapitalistischen“ Unternehmen tatsächlich umgesetzte
„kommunistische Organisation“ der Arbeitsabläufe. Viele der
dabei verwendeten Begriffe und Überlegungen sind allerdings nur mit
virtuellen Kneifzangen anzufassen.
Es
geht um Organisation von Arbeit. Nicht hierarchisch organisierte
Abläufe, sondern „Getting Things Done Methode“, also einfach
Formen der Selbstfindung von Strukturen, die nur darauf ausgerichtet
sind, dass zum Schluss das Beabsichtigte herauskommt.
Wenig
verwunderlich finde ich, dass die ersten praktischen Erfahrungen aus
einer Software-Firma stammen. Ähnliche Tendenzen gibt es überall
dort, wo die geistige Verantwortung des einzelnen „Mit-Arbeiters“
für das Gesamtprodukt besonders groß ist.
Mit der
Verwunderung begeisterter Kinder suchen Betrachter bestimmter
Insellösungen dem Beobachteten wissenschaftliche Namen zu geben.
Gibt es so etwas wie eine „kollektive Intelligenz“, mitunter auch
„Schwarmintelligenz“ genannt? Unerklärlicherweise funktioniert
es, dass sich dabei Teams / Kollektive zielobjektbezogen selbst
„Leitungsebenen“ wählen. Also etwas schräg ausgedrückt: Die
Mitarbeiter bestimmen, wer wann in welchem Umfang über sie zu
bestimmen hat.
In
so „anarchisch organisierten“ Firmen bestehen meist nur
minimalste Anforderungen an einzuhaltende Arbeitszeiten, Anwesenheit
und anderen äußeren Druck. Das Merkwürdige: Es bricht nirgendwo
„Anarchie“ aus. Zwar kommen und gehen die Kollegen, „wie es
ihnen gefällt“, aber sie arbeiten dabei nicht weniger sondern
bewusst mehr. Die Betrachter stehen vor einem Rätsel: Ohne
Kontrolle, Stechuhren oder Ähnliches, ohne, dass man irgendeine Form
bemerkte, in der sich die Kollegen gegenseitig kontrollierten …
verhalten sich alle, als kontrollierten sie sich mit einem
unsichtbaren Mechanismus eben doch. Dies war dann der Ansatz, solche
biologischen Vergleiche wie „Schwärme“ heranzuziehen, bei denen
sich „irgendwie“ die Einzelwesen sehr effektiv in ihrem Verhalten
am Kollektiv, der Masse, dem Schwarm orientierten. Da müsse eine
besondere „Intelligenz“ wirken, meinten die in ihrer Denkwelt
Befangenen und wunderten sich noch über etwas Anderes: Der tierische
„Schwarm“ ersetzte individuelle Intelligenz, bei Menschen fiel
dies „Organisationsprinzip“ (?!) besonders bei
intelligenzintensiven Tätigkeiten auf.
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