Wir sind heute
zu wenig in der Lage, „Neben-Fähigkeiten“ zu nutzen und
schätzen. Selbst ein „Partylöwe“ ist eben mehr als ein
Nichtsnutz. Praktisch ist er doch jemand, der für Augenblicke die
Laune seiner Mitmenschen zu verbessern vermag. Vielleicht ist das
genau die Laune, die ihnen bisher (leicht übertrieben) für die
nächste Erfindung gefehlt hat?!
Wir
haben es mit einer total anderen Welt zu tun: Wenn wir das Wirken der
dann bereits funktionierenden Roboter berücksichtigen, so bleibt an
Tätigkeiten, die wir heute im weitesten Sinne als Arbeit bezeichnen,
weniger als acht Stunden übrig … pro Woche. Sofern es sich dabei
um Arbeiten handelt, die nicht von „zu Hause“ aus erledigt werden
können, die also die körperliche Anwesenheit des „Arbeitenden“
erfordern, lohnt sich ein Arbeitsweg aber erst bei einer ausreichend
langen Arbeitszeit.
Es
gibt mehrere Lösungen:
Für
einen Teil der Menschheit wird die „klassische“ Arbeit zu einem
„Luxus“, um den sie sich bemüht, weil sie darin den Weg zu ihrer
Selbstentfaltung sieht. Dazu gehören die wachsenden Anteile von
Umlernzeiten, in denen die, die keine Fachidioten sein möchten, ihre
Fähigkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen erweitern.
Vereinfachend
sage ich „für einen anderen Teil der Menschheit“ (obwohl dies
oft dieselben Menschen sein werden) beginnt die freie Suche nach
erfüllender Tätigkeit in Künsten im weitesten Sinne. Die Übergänge
zwischen dem, was wir heute in „Hobby“ und „Kunst“
unterteilen würden, werden fließender. Da jeder sich dazu bekennen
kann, was er so treibt, finden sich auch weltweit gleich Gesinnte
zusammen. Letztlich erfüllen sie füreinander, aber eben auch für
andere die „Funktion“, Freude zu bereiten. In
verschiedenartigsten Umfelden begegnen sich Menschen und
kommunizieren.
Insofern
verselbständigt sich auch die Kommunikation als solche. Sich frei
mit anderen Menschen auszutauschen ist wieder normaler Bestandteil
des Lebens – weil es keinen gesellschaftlichen Beschränkungen
unterliegt. Keine Kommunikation ist im Gegensatz zu den
vorkapitalistischen „Gemeinschaften“ durch die Natur oder wie im
Kapitalismus durch ein entfremdetes Arbeits- und Erwerbsleben
erzwungen: Der Urmensch brauchte seine Gruppe zum Überleben. Die
Gruppenmitglieder hingen aneinander und mussten daraus das Beste
machen. Der Bauer im Feudalismus war an seine Scholle „gefesselt“
und musste ein Verhältnis zu seinen Nachbarn schaffen. Im
Kapitalismus muss „man“ bestimmte „Kommunikation“ treiben, um
seinen Gelderwerb zu sichern (und andere einschränken). Der Mensch
im Kommunismus kann zu jedem Mitmenschen bewusst seinen Weg suchen …
oder es bleiben lassen: sich in eine Internet-Gemeinde einfinden,
jemanden ansprechen, jemanden besuchen, jemanden auf Veranstaltungen
treffen … oder eben bei einer Arbeit, die beide von vornherein
interessant finden – sonst hätten sie sie nicht gewählt. Er kann
der Masse seiner Mitmenschen aber auch bewusst aus dem Weg gehen. Er
wird sich aber tendenziell nicht selbst aus aller Gesellschaft
isolieren, weil dies die Lebensfreude mindert …
Andererseits
hatte begleitende Kommunikation einen eigenen Wohlfühleffekt, bevor
sich die kapitalistisch reine entfremdete Arbeit durchsetzte. Viele
Menschen hatten eben Vergnügen daran, sich bei ihren Handarbeiten
mit den Nachbarn zu unterhalten. Der Ertrag war nicht akkordhoch,
aber die Stressschäden der Beteiligten waren wohl deutlich geringer.
Das wird im Kommunismus wieder normaler sein ...