Dienstag, 29. Mai 2012

links rum gedichtet


Manches kann man nicht, mitnichten,
ohne Sinnverlust bedichten.
Ja ein Reim, der möchte schlichten
Ecken, die im harten Krieg,
glättet er zum Friedenssieg.

Ist die Linksfraktion zu brav,
grad wie das verlorne Schaf
glaubt er, ohne jede Straf,
es sei schön, dass wir sie haben,
uns an hehren Worten laben.

Doch was nutzt uns eine Wahl,
wo nicht wirklich radikal
ausgemistet wird der Saal,
der doch schon zum Himmel stinkt
und aufs neu nur Altes bringt.

Also lasst das Kuschelreimen,
sich an Altbewährtes Schleimen,
denn an wahren Freiheitskeimen
ist das Feld nur draußen reich
Probt mal Aufstand - hier und gleich.




Montag, 28. Mai 2012

Büblüsches, leicht verwürrt


Auf einem Hügel stand ein Mann
und blickt herab auf seine Brieder,
fragt, wie er sie behieten kann,
vor Kalbstanz und Monetenlieder.

Lass regnen, Herr, es doch Verstand
auf diese Gott verlassnen Seelen
Ihr Schicksal liegt in deiner Hand
Nicht länger soll der Tanz sie quälen.

Dem Herrn ist daran nicht gelegen,
er schickt gleich einen Todesregen.
Die, die du nanntest briederlich,
die finde ich gar liederlich.



Auf einem Hügel steht ein Mann
Er blickt herab auf Geistesgaben
Es fehlt nur, wer sie nutzen kann
soll denn ein Mann sie alle haben?



Sonntag, 27. Mai 2012

Was "links" ist ...

(1)

ein ganzes hat
seiten
eine linke und eine rechte
eine obere und eine untere
sogar
eine linke obere
und eine rechte untere

ein ganzes hat
ein gemeinsames
wofür alle stehen
manche sagen
kapitalismus
manche sagen
gesellschaft
manche sagen
system

ein mensch kann
ohne linke hand leben
eine linke hand kann
ohne den menschen dazu
nicht leben

führt die linke hand
den dolch
gegen das herz
des menschen
zu dem sie gehört
stirbt sie
mit ihm ab

(2)


in einem raum
gibt es
500 sitze
ist er gefüllt
sitzen 100
auf der linken seite
oder sie beschließen
es sind 250
weil die anderen 250
dann die rechte seite sind
oder 400 beschließen
dass die anderen
die linke seite sind
oder die rechte
wenn sie die linke
sein wollen
wenn es modern ist
lässt der am linken
außenplatz
beschließen
der saal kann
keinen linksaußenplatz haben
oder keinen rechtsaußen
weil auf der
linken seite
längst rechte sitzen

in den morgenstunden
gehen die putzfrauen
durch die reihen
kommen sie von hinten herein
ist links rechter hand
kommen sie von vorn herein
ist links linker hand

in den augenblicken
wenn sie gerade
ihre arbeit vollbracht haben
ist der ganze saal
wenigstens kurz einmal
sauber

(3)


einst war der
der ein land erobern wollte
indem er seine
führung kaufte
oder eine gruppe im land
die mordend die führung übernahm
ein kolonialist weil
er wollte das land erobern
heute ist er
ein linker weil
er ist
für den frieden

einst wurde unkraut
gejätet also
samt wurzel entfernt
heute nennt man das angewidert
radikal
und man malt
absterbende diesteln
rot an
und nennt das
pluralismus


Donnerstag, 24. Mai 2012

Weisheit

Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist, sang der Hase, als er vom Igel stieg.

Dienstag, 22. Mai 2012

Entwurf 4


An der Wand
des verstaubten Zimmers
hänge ich als Regulator.
Meine Gewichte
haben die Hoffnung,
fliegen zu lernen,
genauso aufgegeben
wie die Angst,
nach einem Absturz
unter dem Massivholzschrank zu landen.
Wenn du aufgeschreckt
durch meine Töne
dein vielleicht letztes Tun
unterbrichst,
um nach mir zu sehen,
fühle ich mich
kurz nur lebensvoll.
Dann ticke
und tacke ich weiter,
ohne noch
an meinen Sinn zu glauben.



Montag, 21. Mai 2012

Entwurf 3


Manchmal
habe ich die Liebe gefressen.
Als Ochse
verteile ich fast verdaute
als Gedichte im Stall.
Dann warte ich
auf die Bäuerin,
die mich auf der einen Seite
füttert und
auf der anderen
den Güllewagen
zu einem Verlag schickt
oder aufs Feld,
auf dem Futter
für Menschen wächst.


Sonntag, 20. Mai 2012

Entwurf 2


Warum denke ich
beim Wort Mensch
an die Haufen,
die der Bauer
zu Düngerbergen macht,
nachdem die Tiere
stallend sich entleert,
um sie herum
Fliegen, die sich
nicht irren können,
denn Geld
stinkt nicht?

Donnerstag, 17. Mai 2012

Entwurf

Mir kommt sein Satz so spanisch vor:
Die Deutschen könnten nicht politisch dichten
und mit Tucholsky, Kästner sei die Hürde hoch,
die sie nicht meistern ohne Wirkverlust.

Sie kämt nicht von dem Pathos los,
mit dem der Welten Elend sie benennen
und wenn sie´s meiden, sind sie schlecht
und produzieren ungewollt nur Frust.

Vielleicht hat alles einen klaren Grund:
Wir wissen nicht um wahre Schmerzen
und bleiben wortentwaltigt platt
in Angst selbst vor der Maso-Lust.

Verweigert wird vom alten Meister jeder Segen
und seine Schüler bleiben schwach ... deswegen.

Sonntag, 13. Mai 2012

Keine F.

Bis ich die Katze aus dem Sack lasse, was das hier soll, werden noch mindestens ein paar Tage vergehen.

Samstag, 12. Mai 2012

Fatwa

Fatwas waren ursprünglich nichts weiter als weise Ratschläge. Mullas gaben auf Fragen Antworten. Inzwischen sind es Rechtsgutachten, die der Autorität des Erstellenden entsprechend beachtet werden ... oder eben nicht ...
Bei irgendetwas werde ich doch auch Recht haben ... oder nicht?!